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Biomimetika

Die 4. Säule von TetCode4 wird von Stoffen eingenommen, die zur Gruppe der Biomimetika gehören. Das Wort Biomimetikum setzt sich aus den Wortstämmen »Bios« (Leben) und »Mimetikum« (Nachahmer) zusammen.

Biomimetika sind Stoffe, die Phänomene der Biologie bzw. der belebten Natur imitieren. Während in der Architektur schon seit langem viele Errungenschaften der Baukunst und Statik auf Beobachtungen der Natur fußten (z.B. wie baut eine Schnecke ihr Haus oder wie baut eine Spinne ihr Netz), führten Beobachtungen aus der Welt der Biologie auch bald in Medizin und Kosmetik zu neuen Ideen und Anwendungen. Errungenschaften der Biologie bzw. der belebten Natur können auch für unseren Körper nutzbar gemacht werden, z.B. für die Haut. Was evolutionsbiologisch in Millionen von Jahren entstanden und unter hohem Selektionsdruck immer wieder verändert wurde >>survival of the fittest<<, kann durchaus auch für den Menschen nutzbringend sein.

Das beste Beispiel für die Verwendung eines Biomimetikums ist die Entdeckung und Entwicklung von Penicillin durch Alexander Fleming. Als Fleming im September 1928 aus dem Sommerurlaub in sein Labor zurückkehrt, entdeckt er, dass eine zuvor nicht weggeräumte Platte, auf der ein Bakterium gezüchtet wurde, von einem Schimmelpilz überwuchert war. Das Ungewöhnliche war, dass der Schimmelpilz das Bakterium zerstört hatte. Die wissenschaftliche Analyse dieses Vorgangs führte zur Entdeckung des Antibiotikum Penicillin, das unzähligen Verletzten das Leben rettete.

In bescheidenerem Kontext lassen sich die beobachteten Phänomene der Natur auch für die Haut und hier insbesondere für die Barrierestärkung, die Feuchtigkeitsversorgung, den Sonnenschutz sowie für die Stärkung von Hautstrukturen und Hautfunktionen nutzen. Auch das Mikrobiom der Haut, das mit einem faszinierenden Gemisch aus gesunderhaltenden Keimen an der Hautoberfläche wirkt, kann durch Biomimetika gezielt gestärkt werden.

Beispiele für Biomimetika, die Eingang in TetCode4 gefunden haben, sind Hyaluronsäure, Ceramide, Squalan, Ectoine, Extrakte aus Heide und Extrakte aus Roggen. Selbst die pflanzlichen Öle, die zur 3. Säule von TetCode4 gerechnet werden, tangieren mit ihren Wirkungen auch die Gruppe der Biomimetika.

Der Einsatz von Biomimetika ermöglicht es uns, an den Errungenschaften der Natur teilzunehmen. Die Verbindung zwischen diesen Errungenschaften mit Daten aus der Hautforschung schafft einen Brückenschlag zwischen Natur und Wissenschaft – Bridging Nature and Science - und ist der Dreh- und Angelpunkt von TetCode4.

Heide

Heide (Calluna vulgaris) gehört zu den Schwachzehrern, d.h. zu den Pflanzen, die nur auf kargen Sandböden und hier am besten auf lichtdurchfluteten und sonnigen Plätzen wachsen. Hier spielen sie ihre Überlegenheit gegenüber den Starkzehrern, die sehr gute Böden brauchen, voll aus. Die Heide ist eine alte Heilpflanze, die über Jahrzehnte vernachlässigt wurde. Da Heide große Freiflächen favorisiert, wo sie stark sonnenexponiert ist, muss sie sich hier vor der Sonne schützen. Heide enthält daher viele bioaktive Ingredienzien, die antioxidative Eigenschaften entfalten und darüber protektiv wirken.

Ectoine

Ectoine sind kleine Wasserspeicher, die in einem ägyptischen Salzsee in Bakterien gefunden wurden, die über lange Zeit trotz Austrocknung des Salzsees überleben konnten. Dieser Umstand ist so ungewöhnlich, dass man ihm auf den Grund gegangen ist. Dabei wurden Ectoine als kleine Wasserspeicher identifiziert. Sie gehören damit zu den Extremolyten, worunter Substanzen verstanden werden, die Bakterien auch unter extremen Bedingungen ein Überleben sichern. Da auch die Haut Wasser speichern muss, lag es nahe, Ectoine als klassische Biomimetika in Hautpflegeprodukten einzusetzen, deren zentrales Anliegen es sein soll, der Haut Feuchtigkeit zu liefern.

Ceramide

Ceramide gehören zu den wichtigsten Fetten (Lipiden) in der Hornhaut unserer Epidermis, die in allen Regionen unseres Körpers vorkommt. Auch mengenmäßig stellen sie mit 40% die Hauptfraktion der epidermalen Lipide dar. Zusammen mit den wässrigen Bestandteilen bilden sie eine so genannten Hydrolipidemulsion. Hierdurch entsteht eine gesunderhaltende Schutzschicht. Ceramide können auch Wasser binden, was erklärt, dass eine fettarme Haut meist auch trocken und eine fettreiche Haut meist auch feucht ist.

Roggen

Roggen (Secale cereale) gehört ebenfalls zu den Schwachzehrern und gedeiht wie Heide am besten auf kargen Sandböden. Roggen ist extrem genügsam und kommt mit den widrigsten Witterungsbedingungen zurecht, egal ob es über längere Zeit regnet oder lange Zeit sehr trocken ist. Das Faszinierende an Roggen ist, dass Roggen trotz seines Wachsens auf kargen Böden selbst sehr ertragreich ist. Roggen enthält sehr viele Aminosäuren, Vitamine und Spurenelemente. Jahrzehntelange Studien an der Haut haben gezeigt, dass Roggen klärend, reinigend und abrasiv wirkt, d.h. Roggen führt wie ein kleines biologisch-enzymatisches Peeling zu einer Abschilferung der oberen abgestorbenen Hautschichten. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Inhaltsstoffe des Roggens offensichtlich auch das komplex aufgebaute Mikrobiom der Haut stützen. 

Squalan

Squalan ist ein hochwertiges pflanzliches Öl, das z.B. aus Oliven gewonnen wird. Es hat eine exzellente pflegende Wirkung, glättet die Haut durch eine homogene Verbindung mit den hauteigenen Lipiden, führt zu einer geschmeidigen Hautstruktur und lässt sich sehr angenehm in pflegende Hautrezepturen einarbeiten.

Hyaluronsäure

Hyaluronsäure ist ein Stoff, der reichlich in unserem Körper vorkommt. Hyaluronsäure wird von Bindegewebszellen produziert, füllt den Glaskörper des Auges aus, findet sich in Gelenkflüssigkeiten und ist ein wesentlicher Bestandteil der Lederhaut. Durch seine unglaubliche Fähigkeit, mehr als das Tausendfache seines Eigengewichts an Wasser zu binden, kommt es überall dort, wo Hyaluronsäure ist, zu einer Art Quellung und Druckaufbau. Hierdurch entsteht Gewebsspannung und kleine Fältchen verschwinden durch den erhöhten Gewebsdruck. Auch wenn Hyaluronsäure in der Hautpflege nur ein Kurzstreckenläufer ist, weil seine Wirkung nach dem Auftragen relativ schnell wieder abklingen, ist Hyaluronsäure aus einem guten Hautpflegerepertoire nicht wegzudenken.

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