Haut und Kälte
Die an der Peripherie gelegene Haut hat eine zentrale Bedeutung für den Schutz unseres Körpers gegen physikalischen Stress. Einer dieser Stressfaktoren ist die jetzt vermehrt einsetzende Kälte.
Unter den unzähligen Aufgaben der Haut ist Ihre Schutzfunktion die wichtigste. Hierzu dient ihr eine Barriere, die sich aus den obersten Zellen der Epidermis, sowie aus einer Mischung aus Wasser und Lipiden (Fetten) zusammensetzt. Die Barriere soll verhindern, dass wertvolle Dinge von innen nach außen verloren gehen und dass schädliche Dinge von außen nach innen gelangen.
Die Barriere ist eine komplexe Mischung aus abgestorbenen Zellen der Epidermis und Lipiden und vielen kleinen Molekülen, die Wasser bzw. Feuchtigkeit binden („Natural Moisturizing Factor“). Sie wird von einer Art „inneren Uhr“ gesteuert und immer wieder abgeschilfert und neu aufgebaut, d.h. die Barriere unterliegt einem konstanten An- und Abbau. Das Ganze wird orchestriert und beeinflusst durch genetische Veranlagungen (Hauttyp), Einflüsse des Immunsystems, das Pflege- und Ernährungsverhalten, das Lebensalter sowie mechanische Reizungen und physikalische Umweltfaktoren.
Last not least wird der Aufbau einer intakten Hautbarriere durch einen leicht sauren pH-Wert und die Anwesenheit gesunderhaltener Mikroorganismen (Mikrobiom) begleitet, die die Komplexität der Barriere fein austarieren und metabolische Vorgänge ermöglichen, damit das Ganze am Ende des Tages auch funktioniert. Die Gesamtheit all dieser Vorgänge, d.h. ihr reibungsloses Zusammenspiel erhält die Haut daher gesund oder eben auch nicht.
Wichtig für die Intaktheit und die Funktionsfähigkeit der oben beschriebenen Barriere ist die Anwesenheit von genügend Feuchtigkeit, da eine ausreichende Feuchtigkeitsmenge integraler Bestandteil einer funktionstüchtigen Hautbarriere ist.
Die jetzt einsetzende Kälte vermindert den Feuchtigkeitsgehalt der Haut und führt dadurch zu einer Störung der Hautbarriere. Grund hierfür ist das physikalische Phänomen, dass Kälte austrocknet und die Haut daher Feuchtigkeit verliert. Wer bei Frost Wäsche in den Garten hängt, stellt fest, dass diese trocknet. Genauso ergeht es der Haut. Sie trocknet aus, verliert ihre Glätte, Geschmeidigkeit und wird rissig. Gelegentlich kommt es auch zu Rötungen, Brennen und Juckreiz. Diese Phänomene zeigen sich zuerst an Hautstellen wie Lippen, Handrücken oder auch an den Unterschenkel, da diese von Hause aus eher trocken sind.
Die austrocknende Kälte im Außenbereich wird oft noch durch überheizte Räume im Innenbereich verstärkt, die zusätzlich austrocknen.
Von dieser Austrocknung bei Kälte ist besonders die Gesichtshaut betroffen, da sie beim Aufenthalt in der kalten Winterluft meist nicht durch Kleidung geschützt, sondern der Kälte direkt ausgesetzt ist. Ein verbesserter Hautschutz für das Gesicht ist daher besonders im Winter wichtig. Dies geht am besten durch eine Intensivierung der Pflege. Nur so können Austrocknungen vermieden werden. Dies fängt schon bei der Reinigung an, die im Winter nicht übertrieben werden sollte.
Alle Reinigungsmittel, egal wie mild sie formuliert wurden, enthalten so genannte waschaktive Substanzen, d.h. Tenside. Tenside reinigen die Haut nicht nur von Schmutz, sondern sie stellen immer auch eine kurze Störung der Barriere da, weil sie der Haut natürlich auch Fette rauben. Die gesunde Haut hat hiermit überhaupt kein Problem, weil sie sich von dieser kurzfristigen Barrierestörung durch den Reinigungsvorgang, insbesondere wenn nur milde Tenside im Einsatz waren, sehr schnell wieder erholen kann.
Unmittelbar nach der Reinigung sollte die Hautpflege einsetzen. Durch den Wasserkontakt sind die obersten Hautschichten noch wassergesättigt, was das Einziehen der Pflegeprodukte begünstigt. Die Haut wird bei Kälte eher mit reichhaltigeren Produkten gepflegt, die weniger Wasser und mehr Lipide (Fette bzw. pflanzliche Öle) enthalten. Produkte mit einem hohen Wassergehalt fördern Erfrierungen auf der Haut, insbesondere bei höheren Minusgraden.
Hieraus folgt, dass Pflegeprodukte mit Salben-Charakter (viel Fett, wenig Wasser) solchen mit Lotio-Charakter (wenig Fett, viel Wasser) im Winter vorgezogen werden sollten.
»Aber auch hier gilt, dass eine Überpflege der Haut unbedingt vermieden werden muss.«
Dies gilt nicht nur für die gesunde Haut, sondern auch für die Haut, die zu Ekzemen, Neurodermitis, Akne oder zur Rosazea neigt.
Mit einer auf Ihren individuellen Hauttyp fein abgestuften Reinigung und Pflege, die gerne auch mit Seren wie einem Vitamin C-Serum, einem Vitamin A-Serum oder Hyaluron unterlegt werden darf, kann die Haut auch im Winter bei allerbester Laune gehalten werden.