icon The Moor - Prof. Dr. Steinkraus

Mire as a matter of the heart

Moors have fascinated people since time immemorial. Historians, biologists, filmmakers, myth collectors, storytellers and many others find a veritable treasure trove of diverse inspirations here.

Admittedly - the word moor and the sound of it will certainly send a shiver down some people's spines. Thoughts of creepiness and fog, of areas in which one sinks, perhaps even of bog bodies come to mind. From a purely factual point of view, the word originates from the Germanic language and already described particularly wet, even muddy landscapes thousands of years ago.

A heritage of nature, unique and many thousands of years old.

Solch sagenumwobene, verwunschene Landschaften finden wir noch heute überall auf der Welt – und so auch am westlichen Rand des Naturschutzgebietes Lüneburger Heide, in der Nähe der kleinen Stadt Schneverdingen. Das Gelände, dem unsere Aufmerksamkeit gilt, wird Pietzmoor-Komplex genannt. Er setzt sich aus dem Bockheberer Moor, dem Möhrer Moor, dem Pietzmoor und dem Freyersener Moor zusammen. Das Moorwachstum begann hier nach dem Ende der letzten Eiszeit und wurde durch Muldenlagen über wasserundurchlässigen Tonschichten im Untergrund begünstigt. Ausreichende Niederschläge führten zu einem Wasserüberschuss, welcher das Wachstum von Torfmoosen, die Bausteine der Moore, begünstigte. Und das ist im Falle des Pietzmoors nicht selbstverständlich: diese ca. 450 ha große Hochmoorlandschaft hat sich an der Grenze zwischen der atlantischen und der kontinentalen Klimazone entwickelt. Hier ist die Niederschlagsmenge gerade noch ausreichend, um die Entwicklung eines Hochmoors zu ermöglichen. Im Laufe von etwa 8.000 Jahren wuchsen die Torfmoose, die sogenannten Sphagnen, sehr langsam aber stetig aus dem Einfluss des Grundwassers heraus. Es bildete sich ein bis zu 7 Meter hohes Moor, welches urglasförmig gewölbt im Laufe von mehreren tausend Jahren die Muldenlage überwuchs. Kaum vorstellbar, was für eine Geschichte und welche Geschichten dieses Moor „erlebt“ hat. 

The moor from a scientific point of view.

Today, the term moor is only used for a very special type of wetland. The decisive factor is that the natural product peat is formed. As a very wet ecosystem, a raised bog represents a very special habitat. As mentioned at the beginning, it lives without the influence of groundwater and is fed by precipitation water. In this case, we speak of ombrogenic bogs, which are also called "rain bogs".

Hochmoore sind zudem sehr nährstoffarm. So bieten sie für Flora und Fauna herausfordernde Bedingungen: ein einzigartiger Lebensraum für hoch-spezialisierte Arten. Kennzeichnende Pflanzen sind die Torfmoose (Sphagnen), die unverzichtbaren Bausteine der Moore. Ihre Taktik: Sie verlieren im Verlauf von Jahrzehnten die Anbindung an den Untergrund, das Wasser, und wachsen nur noch auf den eigenen alten, abgestorbenen Pflanzenresten. Das Torfmoos wächst dem Licht entgegen, und das sehr langsam, mit nur etwa 1 mm pro Jahr. In diesem Prozess stirbt untere Teil der Pflanze ab – und aus diesen abgestorbenen Pflanzenresten bildet sich Torf. Dieser besteht quasi ausschließlich aus Kohlenstoffverbindungen.  

An area of approx. 1 m2 renaturieren

Important for the climate.

Now a reaction occurs that is relevant for the climate: if there is enough water in the body of the peat (i.e. the peat body plus the thin uppermost layer of the regenerating peat mosses), the peat does not come into contact with oxygen - and the carbon remains stored.

So stellen Moore einen sehr bedeutenden Kohlenstoffspeicher dar. Und das lässt sich mit beeindruckenden Zahlen belegen: Die Moore speichern rund 30 Prozent des erdgebundenen Kohlenstoffs. Nach Angaben des BUND binden die Moore weltweit doppelt so viel CO2 wie alle Wälder zusammengenommen. Und das, obwohl die Fläche der Moore im Gegensatz zur Fläche der Wälder deutlich geringer ist.  So stellen Moore einen sehr bedeutenden Kohlenstoffspeicher dar.

Allerdings geht es heutzutage vielen Mooren weltweit nicht sehr gut. Moorstandorte werden für eine land- und forstwirtschaftliche Nutzung sowie zur Torfgewinnung entwässert. In Teilbereichen ist der Torfabbau heutzutage sogar noch in Deutschland erlaubt, obwohl die Moore hier 1.000 Jahre benötigten, um nur einen Meter zu wachsen. 

Der gewonnene Torf dient meist als Bodensubstrat für den Erwerbsgartenbau oder als Beimischung für die Blumenerde aus dem Gartencenter um die Ecke. Zum Glück gibt es mittlerweile zumindest für die Blumenerde zu Hause torffreie Ersatzprodukte. Die Hersteller forschen intensiv zum Thema „Torfersatzprodukte“. Doch die herausragenden Eigenschaften von Torf nachzubauen hat sich als sehr schwierig herausgestellt.  

Peat cutting and drainage - disastrous for the moor ecosystem.

But what happens when the peat is not degraded but is also no longer saturated with water? Drainage causes air to enter the bog body, which mineralises the peat. As a result, large amounts of stored CO2 und ebenso Lachgas (N2O) entweichen. Durch die Entwässerung werden irreversible Prozesse eingeleitet, welche zu einer rasanten Verschlechterung eines Moores führen. Es kommt zu Erosionen, Torfschwund, Sackungen und Schrumpfungen. Entwässerte Moore führen zu erheblichen Umweltbelastungen, sie setzen nicht nur eine große Menge an Treibhausgasen frei sondern tragen Nährstoffe in angrenzende Gewässer.  

It is possible to revitalise drained or degraded moorlands.

Zusätzlich ist der trockene Torf sehr gut brennbar. So kann bei einem, sich unterirdisch ausbreitenden Moorfeuer, wenn es lange brennt, große Mengen an gespeicherten Kohlenstoff extrem schnell freigesetzt werden. Durch die Entwässerung verändert sich auch der Landschaftswasserhaushalt. Moore verlieren ihre Funktion als Wasserfilter und Speicher. Als intaktes Moor dienen sie als natürlicher Puffer. Durch die Quellfähigkeit der Torfe und die Fähigkeit zum Aufschwimmen der Vegetation können Moorkörper große Wassermengen speichern. Niederschlagswasser kann aufgenommen werden und wird erst verzögert wieder abgegeben. Somit leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Dämpfung von Hochwasserspitzen.  

Help for the moors - the earlier, the better.
Deshalb ist es besonders wichtig, möglichst viele Moore zu erhalten und Renaturierungsmaßnahmen durchzuführen. Denn: es ist möglich, entwässerte oder degradierte Moore wieder zu beleben. Zumindest so lange die vertrocknenden Torfmoose noch in der Lage sind, ihre Funktion als Wasserspeicher wieder aufzunehmen, wenn das Wasser nach einer Renaturierung wieder zurück ist. 

The opportunity for the Pietzmoor complex.
Trotz der jahrzehntelang durchgeführten Entwässerungsmaßnahmen, die dazu dienten, im Handtorfstichverfahren Torf abbauen zu können, stellt das Pietzmoor in großen Bereichen ein „noch renaturierungsfähiges Hochmoor“ dar. In Teilbereichen konnte sogar der Lebensraumtyp „Lebendes Hochmoor“ erhalten bleiben. Um ein Hochmoor wieder zu beleben gibt es mehrere Optionen. Dabei stellt die Wiedervernässung des Moorkörpers die wichtigste Maßnahme dar. Wenn es gelingt, durch Rückhaltung von Niederschlagswasser die Flächen wieder zu vernässen, sind andere Maßnahmen nachrangig: Wasser in der Fläche zu behalten würde durch die Schließung von vorhandenen Entwässerungsgräben erfolgen.  

The challenge is clear..
If a moor is degenerated, birch and pine growth will increase. This growth affects the natural raised bog vegetation in different ways. The emerging woody plants shade the natural vegetation, additional water is extracted from the bog body through evaporation, and the vegetation dies due to leaf fall. One measure to counteract this is the removal of the overgrowth (debris removal) by human hand or by grazing with moorland sheep and goats.

Auch im Pietzmoor werden derartige Anstrengungen unternommen. Noch bis zum Ende dieses Jahres laufen im Rahmen der Förderrichtlinie „Spezieller Arten- und Biotopschutz (SAB)“ unter dem schönen Projekttitel „Fortsetzung der Hochmoor-Renaturierungsmaßnahmen im Pietzmoor-Komplex“ Maßnahmen, die vom Land Niedersachsen und der Europäischen Union gefördert werden, welche die Förderung von wertgebenden Arten- und Lebensgemeinschaften in einem möglichst intakten und weitgehend offenen Hochmoor anstrebt. Um dieses Ziel zu erreichen, werden im Pietzmoor nasse Teilbereiche entkusselt und der Wiederaufwuchs wird zurückgedrängt. Auf großen Flächen ist zeitweise schweres Gerät zum Einsatz gekommen, um durch Gehölzentnahmen offene Moorflächen zu schaffen. Es werden Kammerungen errichtet, die wiederverbnässten Flächen von einer Schnuckenherde beweidet. Wichtig ist die Erkenntnis: es ist immer eine Vielfalt an Maßnahmen, die der Vielfalt der moortypischer Arten zugutekommt. Nur im Teamwork gesundet das Moor. 

A home for beautiful specialists.
Profitieren werden Tiere unterschiedlichster Arten: etwa die hochgradig gefährdeten Tagfalter, der Hochmoorbläuling und das Große Wiesenvögelchen – ihre Vorkommensareale sollen im Pietzmoor mit der Zeit vergrößern werden. Ob nun sich auch Arten, wie etwa der Lungenenzian-Ameisenbläuling und der Moosbeeren-Scheckenfalter, welche seit Jahren nicht mehr im Moor nachgewiesen werden konnten, von der renaturierten Moorlandschaft angezogen fühlen werden, wird sich zeigen. Es besteht Hoffnung, dass diese Arten in anderen Mooren überleben konnten und im Pietzmoor-Komplex eine Heimat finden können. Gleiches gilt für die wärmeliebende Heuschreckenart, den Buntbäuchigen Grashüpfer. Auch wechselwarme Reptilien wie Kreuzotter, Waldeidechse und auch Zauneidechse bietet ein gesundes Pietzmoor 

ein schönes Zuhause, die Auflichtung weiterer Areale lockt sie. Schaut man in die Welt der Flugkünstlerinnen so wird deutlich, dass die Smaragdlibelle an extreme Moorstandorte und nährstoffarme Verhältnisse bestens angepasst ist. Somit wird auch sie von den Renaturierungsmaßnahmen entzückt sein und hoffentlich bald in größerer Zahl nachgewiesen werden können. Der Blaue Moorfrosch und das imposante Birkhuhn erobern das Pietzmoor langsam zurück – und zeigen, wie dankbar die Natur unsere Maßnahmen annimmt. Führt man sich all diese spezialisierten und wunderschönen Arten vor Augen, so lässt einem das Wort Moor doch überhaupt keine Gänsehaut mehr sprießen, sondern eher vor Freude strahlen. 

Small investment, big profit.
Bereits mit 1 Euro lässt sich die Fläche von ca. 1 m² renaturieren. Das bedeutet, dass wir mit 500.000 Euro den Erhaltungszustand von etwa 50 ha Moorfläche deutlich verbessern können. Für nachhaltige und dauerhaft erfolgreiche Renaturierungsmaßnahmen brauchen wir allerdings einen langen Atem. Denn die zwischenzeitlich trocken gefallenen Torfpolster brauchen viele Jahre, um sich wieder mit Wasser sättigen zu können. Zudem hat der Torfabbau das Relief des Moores stark verändert. Inzwischen gibt es wieder wünschenswert nasse Bereiche – doch denen stehen (zu) viele Flächen gegenüber, die weitere Hilfsmaßnahmen benötigen. Und daran arbeiten wir. Gemeinsam mit Ihnen. 

Your contribution - our thanks.
Sehr herzlichen danken möchten wir Prof. Steinkraus Research Laboratories GmbH, die uns im Rahmen der Pietzmoor-Komplex in nennenswertem Rahmen finanziell unterstützen. Und mit dem Kauf der Produkte tun Sie nicht nur etwas Gutes für Ihre Haut. Sie auch leisten einen immens wichtigen Beitrag für die Renaturierung eines wunderbaren und wichtigen Naturraums. Vielleicht haben Sie ja Lust, das Pietzmoor einmal zu besuchen und sich von den Fortschritten persönlich zu überzeugen. Und denken Sie dran – wenn Sie dabei nasse Füße bekommen, dann ist das ein gutes Zeichen! 

ABOUT THE AUTHORS

Stefan Wormanns (Dipl.-Ing. Landschaftsarchitektur und Umweltplanung) istseit 2003 bei der VNP Stiftung Naturschutzpark Lüneburger Heide und leitet die naturschutzfachliche Vor-Ort-Betreuung des NATURA-2000-Gebietes Lüneburger Heide. Schwerpunktmäßig ist er für die Renaturierung der Hochmoore im Pietz- moor-Komplex verantwortlich.

Stella-Marie Weidemann studierte in Wien Wildtierökologie und Wildtierman- agement mit dem Schwerpunkt Auer- und Birkhuhn. Mit ihrer Kernkompetenz auf diesem Gebiet ist sie seit 2016 fest in die naturschutzfachliche Vor-Ort-Betreuung des Pietzmoors eingebunden.